Klosterhof im Maxhaus

Kunst im Maxhaus

Was hat die zeitgenössische Kunst im kirchlichen Kontext zu suchen und umgekehrt: Was verbindet die Kirche mit dem eigenwilligen Streben der Künstler? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, müssen wir erst einmal klären, welche Brücken einstmals bestanden haben und schon lange nicht mehr sind.


Der Klerus und die höfische Gesellschaft waren bis zum Beginn der Neuzeit Hauptauftraggeber der Künstler und unterstützten die  herausragenden Werkstätten. Später trat die bürgerliche Kultur hinzu und löste die beiden Stände als Hauptauftraggeber ab. Die Künstler begannen „ihre“ Kunstwerke zu signieren, wurden zu Bilderforschern und fanden Inspirationen jenseits des Kodex der „heiligen Geschichten“.


Das Herauslösen aus dem Verbund der Handwerker machte die Künstler zu schillernden, schwer fassbaren Individuen. Da in unserer Gesellschaft der Individualität als Gegenpol zur Vermassung der Menschen ein hoher Stellenwert beigemessen wird, ist die Kunst in den letzten Jahren von einer Randposition in den Mittelpunkt gerückt. Die Künstlerinnen und Künstler sind zur Projektionsfläche vielfältiger Sehnsüchte geworden. Für ihre Mitmenschen leisten sie eine schwer einzuschätzende Arbeit.


So gibt es zwei wesentliche Nahtstellen zwischen der Kirche und der Kunst. Die eine bleibt abstrakt mit dem Begriff „Kultur“ umschrieben und hat es trotzdem in sich. Denn die Kultur ist das Geflecht, in dem wir uns als Sinnsuchende bewegen, und stellt ein Netz an verdichteten Erfahrungen
bereit, derer wir bedürfen, um im vollen Sinne Mensch zu sein. „Kultur ist Reichtum an Problemen“, schrieb Egon Fridell und meinte damit, dass es ein Privileg ist, ein weitgefächerter Geist zu sein, der viele Fragen aushalten kann, ohne sie mit Fast-Food-Lösungen beiseiteschubsen zu müssen. Eine zweite Nahtstelle ist, pathetisch gesagt, die Christusparallele des Künstlers. Es ist die Fähigkeit, den eigenen Weg bedingungslos zu gehen, was uns an Künstlern interessiert. Unser Leben ist von vielen Kompromissen und oft fadenscheinigen Vereinbarungen verzerrt, die in uns
einen großen Hunger nach Wahrhaftigkeit hinterlassen. Das gelungene Kunstwerk rückt Aspekte dieser Fadenscheinigkeit wieder zurecht. Darum gibt es auch keine mittelmäßige Kunst. Es gibt nur gelungene Kunst – oder keine.


Einen Ort wie das Maxhaus, an dem wir diesen Verflechtungen nachgehen können, in einer Atmosphäre, die uns Freiraum zum Schauen und zum Denken gibt, findet man kein zweites Mal.


Christian Deckert, Kurator des Maxhauses