Mittwochgespräch: "Ächt religiöse Bilder gegen "frivole, unschickliche und verderbliche"

Die Stahlstiche der Düsseldorfer Nazarener
7. November 2018, 18:00 Uhr

Mit Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti (Grevenbroich)

  

Die neue christliche Kunst des beginnenden 19. Jahrhunderts war einmal eine heftige Revolte gegen „den widerwärtigen Rococcostyl“. Die später „Nazarener“ genannten jungen Maler wollten die deutsche Kunst als religiöse Kunst erneuern. Sie wollten weg von Effekthascherei, hin zur Natur, zur Exaktheit, klarer Linie, Einfachheit. Ihr Ideal war die reine und gewissenhafte Aussprache des innerlich Empfundenen in schlichter und ungekünstelter Form. Sie verstanden sich nicht als Romantiker, denen die „Stimmung“ alles bedeutete. Sie kennzeichnet – bei aller Zartheit und Sensibilität – Nüchternheit. Der künstlerischen Ausrichtung entsprach die persönliche ethisch-religiöse Lebensführung. Frömmigkeit war das gemeinsame Band. Nach 1840 nutzten die Nazarener in Düsseldorf zusätzlich einen neuen innovativen Weg, ihre Kunstrichtung zu popularisieren: den Stahlstich. Sie wollten „sprechende Bilder“ produzieren, die nicht allein eine Person, sondern ihre christlichen Tugenden, geradezu ihr religiöses Wesen darstellen sollten. Sie nutzten dafür das damals modernste Medium, den Stahldruck. Ziel ihrer Anstrengungen: So preiswert wie möglich so viele Menschen wie möglich mit Andachtsbildern von hoher künstlerischer Qualität zu versorgen. Und dieses Unternehmen hatte nicht wirtschaftlichen Gewinn als Ziel, sondern die Erneuerung der Kunst und der Religion. Der 1841/42 gegründete „Verein zur Verbreitung religiöser Bilder in Düsseldorf“ hat bis 1943 bestanden und Andachtsbilder in Millionenhöhe herausgegeben, die in Deutschland, Europa und Übersee Furore machten. Grundlage dieses „mittwochgespräches“ ist ein aktuell erstelltes kritisches Werkverzeichnis, das es bisher nicht gegeben hat. Ziel ist es, einen Überblick über die Arbeit des Düsseldorfer Vereins zu geben: Wer waren die beteiligten Künstler, welche Werke waren Vorlagen für die Stiche, wie sind die Bildthemen mit der zeitgenössischen Thematik verknüpft, wer waren die Mitglieder des Vereins, wie viele Stiche wurden veröffentlicht?

 

Professor Dr. Manfred Becker-Huberti, Jahrgang 1945, wuchs in Düsseldorf auf und studierte in Bonn und Münster Katholische Theologie, Publizistik und Kunstgeschichte. 1975 wurde er in Katholischer Theologie mit einem kirchenhistorischen Thema promoviert, unterrichtete und lehrte in Neuss, Düsseldorf und Köln und war von 1991 bis 2006 Pressesprecher des Erzbistums Köln. 2007 wurde er zum Honorarprofessor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar ernannt und lehrte parallel von 2007 bis 2011 an der Katholischen Fachhochschule Köln. Becker-Huberti gilt als Experte für religiöses Brauchtum und befasst sich seit Jahrzehnten mit den Düsseldorfer Nazarenern.

 

3 Euro


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