Klosterhof im Maxhaus

Hubert Ostendorf

Hubert Ostendorf ist einer der erfolgreichsten Manager in der Bekämpfung der Obdachlosigkeit in Deutschland. Er ist der Gründer, Geschäftsführer und leitende Redakteur der Zeitschrift Fiftyfifty, die Wohnungslosen eine Perspektive bietet. Die erste Ausgabe erschien im April 1995.Angefangen hat alles vor 25 Jahren, als Ostendorf während seines Studiums als freier Journalist arbeitete und dabei den Ordensbruder und Obdachlosenhelfer Matthäus Werner kennenlernte. Später, als Ostendorf bei einem Besuch in Hamburg von dem Phänomen Obdachlosenzeitung erfahren hatte, legten die beiden Männer den Grundstein für das heutige Düsseldorfer Straßenmagazin Fiftyfifty.

 

Das Konzept ist bis heute gleich geblieben: Ostendorf produziert mit einem Kreis freier Journalisten ein Magazin, das sich mit dem Thema Leben auf der Straße, aber auch mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigt. Die obdachlosen Verkäufer beziehen die Zeitungen für 1,20 Euro pro Stück, verkaufen sie für 2,40 Euro auf der Straße – eben fifty fifty. Inzwischen ist die Organisation ein fester Bestandteil der Düsseldorfer Wohnungslosenhilfe, am Anfang war es jedoch schwer, Fuß zu fassen, wie Ostendorf sich erinnert: „Damals waren viele Wohnungslose zu stolz, um ihre Not und Armut zu zeigen. Unser Angebot, die Zeitung zu verkaufen, kam einem öffentlichen Outing gleich. Die erste Ausgabe haben also nicht nur Obdachlose, sondern auch einige unserer Unterstützer verkauft, so dass die Armen sich zwischen den anderen etwas verstecken konnten.“ 23.000 Zeitungen umfasste die erste Auflage von Fiftyfifty. „Man hat uns damals für verrückt erklärt, aber bereits nach zwei Wochen war die Hälfte verkauft“, erinnert sich Ostendorf. Heute produziert er jeden Monat bis zu 30.000 Exemplare. Der Erfolg von Fiftyfifty liegt vor allem darin begründet, dass das Team der Redakteure auf journalistische Qualität Wert legt. Es ist erklärtes Ziel, dass die Zeitung gekauft wird, um sie zu lesen, nicht, um dem Verkäufer zu helfen. „Unsere Zeitung ist kein Requisit zum Betteln“, formuliert es Ostendorf. Zwar kann jeder Bedürftige einen Ausweis bekommen und Fiftyfifty-Verkäufer werden, bei grobem Fehlverhalten, etwa Trinken beim Verkauf oder aggressivem Betteln, kann der Ausweis jedoch zeitweise oder endgültig entzogen werden. Da aber auch ehemalige Verkäufer mit der Zeitung unterwegs sind, oft ohne sie zu verkaufen, kann es sinnvoll sein, sich vor dem Kauf den Ausweis des Verkäufers zeigen zu lassen.

 

Zur Akzeptanz des Straßenmagazins in der Stadtgesellschaft trug ebenfalls bei, dass noch im Gründungsjahr 1995 die Toten Hosen der Fiftyfifty ein Interview gaben. Seither ist die Punk-Band immer wieder im Blatt zu sehen, unterstützen Ostendorf und seine Projekte aktiv. Denn inzwischen ist Fiftyfifty mehr als ein Magazin. „Wir wollen nicht mit den Wohlfahrtsverbänden und anderen Hilfsstellen konkurrieren“, betont Ostendorf. Stattdessen verfolgt sein Team innovative Ansätze – etwa die Unterbringung von „Härtefällen“ in gekauften Wohnungen, Stichwort Housing First. Auch für die Hunde von Obdachlosen (Underdog) und für Menschen aus Osteuropa (East/West) gibt es eigene Initiativen. „Wir sind unabhängig, können daher neue Wege gehen – und wir können auch mal bissig sein“, charakterisiert Ostendorf seinen Verein.

Hubert Ostendorf und Bruder Matthäus haben im Jahr 2007 den Düsseldorfer Friedenspreis erhalten.

 

(Quelle: RP)